Weltmeisterschaften der Senioren mit BTB-Beteiligung

Am 14.09. konnte Andreas im 20 km Straßengehen einen tollen Vizetitel erreichen. Wir gratulieren dem Vize-Weltmeister recht herzlich und wünschen eine gute Rückfahrt! 

An den Senioren-Weltmeisterschaften im spanischen Malaga, die vom 4. bis 16. September stattfanden, nahmen auch 5 BTB-Athleten teil.


Wer sich mit den Nominierungsregularien in dieser Szene nicht so auskennt, wird sich eventuell wundern, dass gleich 5 unserer Athleten dabei sind. Für die WM werden keine Qualifiaktionsnormen vom deutschen Leichtathletikverband gefordert, denn es sollen möglichst viele Athleten die Möglichkeit haben, an so einem internationalen Höhepunkt teilzunehmen. Über 8.000 Athletinnen und Athleten sind gemeldet.

Pierre Wirth (M50): 100m, Weitsprung
Stefan Gimmy (M50): 100m, Weitsprung
Alf Decker (M50): 100m Hürden, Dreisprung
Andreas Ritzenhoff (M50): 5000m Bahngehen, 10km Straßengehen, 20km Straßengehen
Bernd Teuber (M50): 100m, 200m, 400m

Wir wünschen euch tolle sportliche Erlebnisse mit Gleichgesinnten aus vielen verschiedenen Nationen!
Ergebnisse

Bernd Teuber führt ein WM-Tagebuch:

Malaga 2018 - Mein WM-Tagebuch

Tag 1

Endlich ist es soweit! Nach fast zehnstündiger ereignisloser Anreise sind Andreas Ritzenhoff und ich endlich im Hotel Solymar im spanischen Malaga angekommen. Ein kleines aber feines Hotel in einer ruhigen Seitenstraße nur 100 m entfernt vom Strand. Für den haben wir aber erst einmal keinen Blick. Zunächst heißt es uns auf den Weg ins Malaga Athletics Stadium zu machen wo wir uns akkreditieren lassen müssen und unsere Startunterlagen bekommen. Wie sich herausstellt liegt das Stadion an einem der beiden Endpunkte der einzigen U-Bahn der Stadt. Auf dem Weg zum anderen Endpunkt passieren wir unser Hotel, den Hauptbahnhof sowie die anderen beiden Stadien in denen wir in den nächsten Tagen aktiv sein werden. Einfacher gehst kaum. Gut geplant Andreas! Das Stadion in dem wir uns nun befinden ist eigentlich der Trainingsplatz des Profifußballs Clubs FC Malaga und hat erst vor wenigen Wochen eine neue blaue Tartanbahn bekommen. Hut ab. In Deutschland geht es eher anders rum. Im Inneren der Katakomben befindet sich zudem ein riesiger Laufkanal sowie ein großer Bereich wo technische Disziplinen wie z.B. der Stabhochsprung trainiert werden können. Hier werden sich die Athleten aus aller Welt in den nächsten zwei Wochen vor ihren Wettkämpfen aufwärmen. Zugang erhält man hier nur mit unserer Akkreditierung. Aber nicht nur als Zugangslegitimation kommt sie zum Einsatz. So taugt sie auch sehr gut dazu Kontakt mit den Sportlern aus den anderen Nationen zu knüpfen. Da die Athleten mit der Akkreditierung auch für die Dauer ihrer Wettkämpfe eine Metrokarte erhalten sieht man in der Stadt viele Menschen mit dieser um den Hals rumlaufen. So als gehöre man dadurch zu einem exklusiven Club grüßt man sich bzw. kommt ins Gespräch, wenn man sich auf der Straße, im Hotel oder in der U-Bahn trifft, ganz so als ob man sich schon lange kennen würde. Nach einer ersten Orientierung im Stadion heißt es jetzt aber endlich mal was in den Magen zu bekommen. Dazu machen wir uns auf den Weg in die Stadt wo wir schnell fündig werden. Ein erster Spaziergang durch die um 21 Uhr noch sehr belebte Altstadt rundet unseren ersten Tag bei der Senioren WM in Malaga ab.
Morgen heißt es dann für Pierre Wirth, Stefan Gimmy, Jens Beintken und mich erstmals „On your Marks“, wenn wir am späten Nachmittag auf der neuen blauen Bahn im Malaga Athletics Stadium in den Startblöcken zum 100 m Lauf sitzen.


Tag 2

Unser erster Wettkampftag an der Costa del Sol ist Geschichte. Nach einem leichten Frühstück machten Andreas und ich einen ersten kurzen Spaziergang an den nahen Stadtstrand von Malaga. Noch ist der Strand spärlich besucht, aber bei vorhergesagten dreißig Grad dürfte dies nicht mehr lange so bleiben. Nur auf dem nahen Fitness-Parcours sind schon einige Jugendliche fleißig am Trainieren. Für uns geht es ein erstes Mal am heutigen Tag ins Stadion. Hier stehen die 100 m der Altersklasse W70 an. Für Andreas ein ganz besonderer Moment. Stand doch hier seine ehemalige Trainerin am Start die er seit dreißig Jahren nicht mehr gesehen hatte. Große Freude dann auch beim Wiedersehen nach dem Wettkampf. Man hatte sich viel zu erzählen. War am Vormittag noch viel Platz im Laufkanal unter der Tribüne gewesen sollte sich dies am Nachmittag gewaltig ändern. Allein in unserer Altersklasse der M50 waren über 100 m zehn Vorläufe mit jeweils neun Athleten angesetzt. Zehn davon in Schwarz-Rot-Gold. Zunächst machten wir uns aber wieder auf den Weg zurück ins Hotel wo nach einer kleinen Mahlzeit ein einstündiger Mittagsschlaf auf dem Programm stand. Starke Windböen auf dem Weg ins Stadion ließen nichts gutes ahnen. Aber zunächst hieß es die Atmosphäre beim Aufwärmen vor dem Lauf zu genießen. Hier musste man bei seinen Lauf-ABC-Übungen und Steigerungsläufen allerdings ganz schön aufpassen um nicht mit irgendwelchen anderen Sprintern zusammen zu rasseln. USA, Trinidad & Tobago, Großbritannien, Kanada, Frankreich sowie die Jamaikaner, keine der großen Sprintnationen durfte fehlen. Ich bekam es im zweiten Vorlauf mit Läufern aus Trinidad & Tobago, Japan, Chile, Spanien, Uruguay, Australien und den Niederlanden zu tun. Das dies hier kein normaler Wettkampf war merkte ich aber nicht nur an den vielen unterschiedlichen Nationaltrikots und Sprachen um mich herum, sondern auch an meinen eigenen Pulswerten. Gemütlich auf einem Stuhl sitzend lagen die im Call-Room bereits bei 100. Als mein größter Gegner sollte sich aber keiner der Läufer aus aller Welt herausstellen, sondern der Wind. Nach einem für meine Verhältnisse relativ gutem Start konnte ich zunächst noch recht gut mithalten bis mich eine starke Windböe von der Seite erwischte, so dass ich stark ins Taumeln geriet und meinen Rhythmus verlor. Am Ende stand eine noch nie dagewesene 14.41 Sek. auf der Anzeigetafel. Aber auch die 3,9 m Gegenwind sucht man in meiner Rennstatistik vergebens. Den Lauf nach mir erwischte es sogar noch heftiger. Mit 4,8 m Gegenwind erwischten sie den Höchstwert in unserer Altersklasse. Von regulären Bedingungen kann man da kaum noch reden. Zumal die Böen die von der Seite kamen nicht in den Wert mit einfließen. Kein Wunder also das fast alle Läufer weit unter ihren Bestleistungen aus diesem Jahr blieben. So auch meine beiden BTB-Kollegen Pierre Wirth (13.70 / -2,4 m) und Stefan Gimmy (13.34 /- 2,9 m). Trotz der widrigen Bedingungen konnten wir alle Drei die besondere Atmosphäre einer solchen Meisterschaft in voller Zügen genießen…

Malaga 2018 - Mein WM-Tagebuch

 

Tag 3

 Heute hieß es früh aufstehen da Andreas bereits um zehn Uhr an der Startlinie im Universitätsstadion von Malaga stehen musste. Nach meinem wenig geglückten Start als Athlet in diese WM war ich nun als Trainer und Betreuer gefragt Andreas dabei zu helfen es besser zu machen und sein Ziel eine neue Bestzeit zu erzielen in die Tat umzusetzen. Bei kuschligen Temperaturen von 25 ° C kein einfaches Unterfangen über 5.000 m Bahngehen. So hatten wir uns am Abend zuvor einen Marschplan zurechtgelegt den es hieß so lange als möglich einzuhalten. Unabhängig davon was mögliche Konkurrenten auf der Bahn veranstalten würden. Nach ein paar letzten aufmunternden Worten machte ich mich auf den Weg in meine Coaching-Zone während Andreas in den Call-Room ging. Wobei man es hier deutlich entspannter sah als bei uns am Vortag. Jeder Athlet bekam hier einen Transponder den er am linken Arm zu tragen hatte und konnte den Call-Room wieder verlassen um sich in Bewegung zu halten. Welche Kleinigkeiten einen gut vorbereiteten und hochkonzentrierten Athleten verunsichern können sah man hier wieder am Beispiel des Transponders. Da dieser so groß wie eine Uhr war stellte sich die Frage für die Sportler wohin mit der eigenen Uhr. „Ich bin es doch gar nicht gewohnt die Uhr rechts zu tragen“. Auf den ersten Blick eine Kleinigkeit, aber es kann reichen das der Sportler den Fokus verliert. Die Lösung war denkbar einfach für einen Außenstehenden, aber nicht für einen unter Anspannung stehenden Sportler vor einem wichtigen Wettkampf: beides auf links tragen. Auch wenn es ungewohnt ist, aber immer noch besser als auf etwas Gewohntes zu verzichten.

Der Wettkampf begann dann mit dem vorpreschen eines indischen Athleten den Andreas aber einfach laufen lies und sich nur auf sich selbst konzentrierte. Auch durch eine Attacke eines Spaniers lies er sich nicht locken und hielt sich fast auf die Sekunde genau an den Marschplan. Schnell hatte er trotz der beiden Attacken der Konkurrenz die Führung übernommen und baute sie von Runde zu Runde aus. Dabei absolvierte er Runde um Runde exakt wie ein Uhrwerk. Die 3000 m wollte er in sechzehn Minuten absolvieren und hätte dann noch immer genug Puffer gehabt um sein Ziel unter 27 Minuten zu bleiben zu realisieren auch wenn er einbrechen würde. Nach exakt 16:00 Minuten überquerte er die 3000 m Marke und konnte dieses Tempo sogar noch einen weiteren Kilometer durchhalten. Erst jetzt musste er dem Tempo und dem Wetter Tribut zollen und das Tempo etwas herausnehmen. Am Ende standen eine Zeit von 26:51 Minuten sowie ein Sieg im B-Finale zu Buche. Seine Bestzeit hatte er dabei gleich um 28 Sekunden verbessert.

Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es dann für uns wieder ins Hauptstadion wo ein Fototermin anstand. Es sollte ein Gruppenfoto aller anwesenden deutschen Athleten gemacht werden. Ob da am Ende was Vernünftiges bei rausgekommen ist? Wir hatten da so unsere Zweifel. In der Zwischenzeit waren auch die heißbegehrten Veranstaltungs T-Shirts angekommen. Noch aus den Kartons heraus wurden die Meisten verkauft, so dass am Abend schon keine mehr da waren. Für uns stand nun erst einmal Essen und Mittagsruhe an bevor es wieder ins Stadion ging. Diesmal nur als Zuschauer. Es standen u.a. die 100 m Finals an.

Morgen geht es dann für mich weiter. Die 200 m stehen auf dem Plan. Hoffentlich ohne Wind.

Malaga 2018 - Mein WM-Tagebuch

Tag 8

Heute stand in Malaga mein letzter Wettkampf bei dieser WM auf dem Plan: die 400m. Eigentlich meine Paradedisziplin, aber in diesem Jahr bin ich ein wenig am Fremdeln mit dieser Distanz. Ein Grund hierfür dürfte sein, dass ich erst sehr spät in dieser Saison ins Training eingestiegen bin und mir deshalb das Selbstvertrauen für diese brutale Distanz fehlt. Eine Distanz vor der selbst Topläufer wie der deutsche M50-Vizemeister Meinert Möller einen Heidenrespekt haben und mit einer zusätzlichen Portion Nervosität an den Start gehen. Viel taktieren kann man hier nicht. Geht man zu schnell an wird man am Ende böse bestraft, geht man zu langsam an holt man die Zeit am Ende nicht wieder rein. Eine Distanz für die man sehr viel Erfahrung braucht um das richtige Tempo anzuschlagen. Auf eins kann man sich allerdings zu hundert Prozent verlassen: Am Ende tut es fürchterlich weh. 

Um sich darauf einzulassen gehört schon eine gehörige Portion Selbstvertrauen, die man sich in den Monaten zuvor im Training bzw. in Wettkämpfen geholt hat. Schon in den Tagen vor dem Wettkampf merkte ich das ich dieses Selbstvertrauen derzeit nicht besitze. Mit ordentlich Bauchschmerzen habe ich mich so zwei Stunden vor dem Wettkampf auf den Weg ins Stadion gemacht. Schon beim normalen Gehen fühlten sich die Waden verkrampft und die Oberschenkel schwer an. Beim warmmachen wurde es nur unwesentlich besser. Da half es wenig das auch die Topleute im Call-Room deutlich nervöser wirkten als sonst. Die Temperatur von 28° C tat sein Übriges. Gemeinsam mit Meinert war ich für den fünften Vorlauf ausgelost worden. Außer uns waren noch ein Amerikaner, ein Tscheche, ein Schwede, ein Italiener sowie ein Chilene in diesem Vorlauf. Der einzige der von seiner Meldezeit in meinem Leistungsbereich unterwegs war, war der Chilene der auf Bahn Zwei lief. Ich musste mit der ungeliebten Bahn Acht Vorlieb nehmen. Das nächste Problem trat dann kurz vor dem Start auf. Die Ansagen des Starters waren so leise, dass nicht alle das „On your Marks“ gehört hatten und wir deshalb wieder aus den Blöcken geholt wurden. Aufgrund meiner Position fand alles hinter meinem Rücken ab, so dass ich mich immer nach hinten umschauen musste um mitzukriegen was da hinter mir abging. Nicht gerade förderlich für die Konzentration. Als es dann endlich losging lief ich viel zu verhalten los, weil ich mir nicht zutraute volles Risiko zu gehen. Nichtsdestotrotz kam mir bei der Hälfte der Strecke der Gedanke, dass ich jetzt schon müde werde. Mit so etwas sollte man sich während des Laufs gar nicht beschäftigen. Laufen und noch Mals laufen. Nicht denken. Ausgangs der letzten Kurve zog dann der Chilene auf Bahn Zwei an mir vorbei. Aufmunternde Anfeuerungen anderer deutscher Athleten von der Tribüne weckten nochmal meinen Kampfgeist und ich hielt dagegen. Im Ziel hatte ich ihm dann fast noch zwei Sekunden abgenommen. Mit der Zeit von 67.01 Sekunden konnte ich allerdings absolut nicht zufrieden sein. Vollkommen undiskutabel. Natürlich war ich kaputt im Ziel, aber nicht so wie sonst nach 400 m. Körperlich wäre da wohl noch mehr drin gewesen, mental leider nicht. Da gibt es einiges aufzuarbeiten.

Jetzt heißt es aber erst einmal Andreas dabei zu unterstützen am Freitag eine neue Bestzeit über 20 km zu erzielen.

 

Am Freitag ist dann auch Alf in die Wettkämpfe eingestiegen, er berichtet:

"Ich bin gut in Malaga angekommen. Eben hatte ich mein Halbfinale im Hürdenlauf. Bis zur dritten Hürde war es topp, dann habe ich zu viel riskiert. Bin an der vierten Hürde mit meinem Knie hängen geblieben und fast gestürzt. Den Rest musste ich im Viererrhytmus laufen, dadurch war ich langsamer als erhofft. Unterm Strich belege ich einen 18. Platz, mit der Zeit von den LM wäre ich 13. geworden."

Am Samstag ging es dann bei Alf weiter mit dem Dreisprung-Wettbewerb.
Dort gingen insgesamt drei Deutsche M50 an den Start:

Alf berichtet: "Die Atmosphäre beim Dreisprung war phänomenal! 20 Springer unterschiedlicher Nationen gingen unglaublich fair miteinander um. Alle schauten gegenseitig, ob der Anlauf passt. Schon im ersten Durchgang feuerten wir uns mit rhythmischen Klatschen an. Ich bin solide 10,39m und damit auf den 13. Platz gesprungen. Zehn Zentimeter mehr und ich wäre 11. geworden."


Alf mit dem Weltmeister Jose aus Puerto Rico